Gespräch mit einer Nonne, die vom IS entführt wurde
Syrien - jetzt oder nie. So groß mein Wunsch, dieses Land zu bereisen. Auf das Unbekannte einlassen, offen für Neues sein, bereit für menschliche Begegnungen.
Neben Reisewarnungen und Schlagzeilen versuchen, objektiv zu bleiben....sich selbst ein Bild machen zu können. Erfahren, dass Syrien nicht nur Krieg und Zerstörung sind. Die Schönheit des Landes
entdecken, Essen probieren, Menschen zuhören. Der Mut, Syrien zu bereisen, wurde reich belohnt. In vier kleinen Reisereporten teile ich meine Eindrücke mit euch. Hier Teil 3.
Maaloula – der Name eines Dorfes, dass während des Krieges Schauplatz von Kämpfen zwischen der Al-Nusra-Front und den Regierungstruppen wurde. Um zu verstehen, wie das passieren konnte, muss man zwei Dinge wissen: 1. der Name “Maaloula” ist Aramäisch. In Syrien gibt es vier Dörfer, in denen noch die Sprache von Jesus gesprochen wird. Wie nicht anders zu erwarten, sind diese Dörfer von überwiegend Christen bewohnt. 2. Der Name bedeutet übersetzt “Eingang”. Tatsächlich ist das Dorf so imposant in eine Bergkette gebaut, dass es nur einen einzigen Eingang, eine Zufahrt zu diesem Dorf gibt. Als 2013 die Bedrohungen näher kamen, setzte man alles darauf, diesen “Eingang” zu bewachen und zu verteidigen.
Ein Selbstmordattentäter der Al-Nusra-Front sprengte sich bei dem Checkpoint an genau diesem Eingang in die Luft und öffnete den “Eingang” für Hunderte von Kämpfern. Eines der schönsten Hotels im Lande thronte ganz oben auf dem Berg Ghassam, mein Tourguide, geht mit mir durch die Ruinen. “Hier haben wir zur Begrüßung immer einen frischen Saft getrunken”. Dann zeigt er auch noch nach rechts und sagt: “Die Grillabende, die ausgiebigen Frühstücke mit Reisegruppen auf der Außenterrasse ....der Anblick heute schmerzt.” Das Hotel wurde zur Schaltzentrale von Daesch (oder auch als IS bekannt). Über ein Jahr dauerten die Kämpfe an, bis die Regierungstruppen alle Kämpfer besiegen konnten.
Als das Dorf gestürmt wurde, retten sich die meisten Anwohner in das benachbarte muslimische Dorf und wurden dort mit offenen Armen willkommen geheißen. Vierzehn Nonnen blieben in ihrem Konvikt in Maaloula – und wurden schlussendlich vom IS als Geiseln genommen und in die Grenzregion zum Libanon verschleppt. Nach neun langen Monaten und etlichen Regierungsverhandlungen mit der Hilfe von u.a. Katar kamen die Nonnen unversehrt frei. Eine von ihnen, Ajir, ist in ihr Konvikt in Maaloula zurückgekehrt. Du kannst mehr über sie auch in diesem Artikel lesen.
Auch lerne ich hier einen Priester kennen. Er spielte eine entscheidende Rolle in Verhandlungen mit dem IS, um Relikte und Originalfundstücke auf dem biblischen Zeitalter zurückzuholen. Der IS hatte Gräber von Bischhöfen geplündert und auch wichtige religiöse Relikte gestohlen. Dank des Priesters konnte über die Hälfte zurückgeholt werden.
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Teil 1: Border-Crossing und Bosra.
Teil 2: Damascus, Karaoke und Shopping.
Teil 4: Seidnaya und die Heldenstadt.
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