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Golan Höhen, Umm Qais und zurück (ungeplant)

Die Idee von "Welcome to Jordan"

 

Es war so schön geplant: Mit zwei anderen Familien gemeinsam nach Umm Qais, eine weitere historische Stätte in Jordanien, die als Heritage Site eingestuft wurde. Tagsüber gemeinsam die Stadt erkunden und abends im Garten der Unterkunft gemeinsam Wein trinken, während die Kinder schlafen. Warum wir am Abend alle schon wieder zurück in Amman sind, könnt ihr in diesem Artikel lesen.

 

Unsere Wochenend-Truppe
Unsere Wochenend-Truppe

 

Das antike Gadara liegt neben dem modernen Umm Quais auf einem Hochplateau im äußersten Nordwesten Jordaniens in einer imposanten Landschaft mit weitem Blick über die Grenzen hinweg. Nach Norden hin fällt das Flusstal des Yarmuk steil ab, hinter dem sich die Golanhöhen erheben. Bei klarem Wetter ist der 12 km entfernte See Genezareth deutlich zu sehen.

 

 

 

Früh morgens fahren wir los, gemeinsam mit unseren Freunden und einer Spielgefährtin für Johanna. Treffen und erstes Verschnaufen nach der langen Fahrt am Hotel, das in ganz Jordanien sehr bekannt ist: Beit Al Baraka. Noch am Abend vorher hatte ich mit meinem Ansprechpartner auf Whatsapp letzte Absprachen koordiniert. Abendessen um halb 8, Frühstück um halb 9. Und jetzt, mit Sack und Pack an der Rezeption, will keiner mehr was von unserer Reservierung wissen. „We are fully booked“, wiederholt der Rezeptionist immer wieder.

 

Das Laufrad haben wir zum Glück mitgenommen
Das Laufrad haben wir zum Glück mitgenommen

 

Es hat erst mal seine Zeit gedauert, um raus zu bekommen, wer hier wer ist, und mit wem ich eigentlich die Reservierung gemacht habe. Ahmad Tinglio, aber Moment, diese Person gibt es im Dorf zweimal – mit exakt dem gleichen Namen. „Welcome to Jordan“, höre ich unsere Freunde scherzen, während ich weiterhin in der Lobby nach Antworten auf meine Fragen suche. Diesen süß-sarkastischen Satz verwenden die JordanierInnen selbst sehr gerne einmal, wenn etwas mal wieder ganz anders als geplant verläuft.

 

 

 

Der Mann, der unsere Reservierung getätigt hat, ist auf einem Tageshike und nicht zu erreichen. Wir werden 1km weiter zu einer Airbnb Unterkunft geschickt. Dort wartet ein Cousin. Er zeigt uns die Unterkunft, die nichts mit dem zu tun hat, was wir auf den Bildern gesehen haben. Außerdem gibt es zwei Probleme: Es gibt keine Sitzmöbel für die Terrasse, also wo spielen wir dann Karten, wenn die Kinder schlafen? Außerdem gibt es nur 2 Schlafzimmer für insgesamt 6 Erwachsene. :)

 

Die Kinder merken nichts von dem Durcheinander
Die Kinder merken nichts von dem Durcheinander
Aussichtspunkt in Gadara (Old Town Umm Qais)
Aussichtspunkt in Gadara (Old Town Umm Qais)

 

Glücklicherweise nehmen wir es alle gelassen. Die Kinder pflücken Blumen am Straßenrand und kriegen von dem Durcheinander gar nichts mit. Kurzes Beraten, ein weiteres „Welcome to Jordan“, um deutlich zu machen, dass wir jetzt nichts ändern können, und dann entscheiden wir uns gegen eine Nacht in Umm Qais.

 

 

 

Schon einmal hier, wollen wir die historical site aber natürlich trotzdem sehen. Alle schon völlig ausgehungert, entdecken wir ein wunderschönes Restaurant, dass sogar auch in Ramadan geöffnet hat und Eat-in anbietet. Angefangen als chaotischster Tag, nimmt unsere Laune wieder Fahrt auf.

 

Wir Glücklichen: Eat-In soagr in Ramadan
Wir Glücklichen: Eat-In soagr in Ramadan
Spaziergang durch die Ruinenstätte
Spaziergang durch die Ruinenstätte

 

Die Kinder freuen sich über Duplo-Figuren und Pommes und wir haben dann einen wirklich schönen Nachmittag. Bevor es zurück geht nach Amman, fahren wir noch etwas weiter nördlich. Viel Fahren kann man nicht mehr, denn dann wäre man schon in Israel oder Syrien. Ein paar Kilometer und Checkpoints weiter, umgeben von Vogelgezwitscher und einem Naturparadies, finden wir uns in einer der angespanntesten Regionen der Welt wieder. Am Fuße der Golanhöhen. Es ist unreal. Israel hat den syrischen Teil der Golanhöhen 1967 annektiert und bis heute nicht wieder freigegeben. Wir können den Grenzzaun mit bloße Auge erkennen, drei Armeeautos fahren Patrouille auf israelischer Seite. Kinder rufen uns zu „No Americans welcome here“, was uns keineswegs verärgert.

 

 

Das lustige ist, für den nächsten Tag hatten wir für diese Area eine Radtour gebucht, inklusive Kinder-Anhänger. Aber ich muss sagen, ich habe in Jordanien selten eine steilere und hügeligere Landschaft gesehen als hier. Keine Chance, dass wir hier mit dem Rad wieder hochgekommen wären. Also doch noch etwas Glück im Unglück gehabt, dass uns diese Radtour erspart geblieben ist. Mit dem Sonnenuntergang machen wir uns langsam auf den Rückweg und treten die zweistündige Fahrt nach Amman an.

 

 

 

Im Vordergrund: Ein Naturparadies. Im Hintergrund: die Golanhöhen.
Im Vordergrund: Ein Naturparadies. Im Hintergrund: die Golanhöhen.
Die Straße runter zu der jordanischen Seite der Golanhöhen
Die Straße runter zu der jordanischen Seite der Golanhöhen

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